Reunionweihe
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Reunionweihe | |
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Systematik | |
Klasse: | ![]() |
Unterklasse: | Neukiefervögel (Neognathae) |
Ordnung: | Greifvögel (Falconiformes) |
Familie: | ![]() |
Unterfamilie: | Weihen (Circinae) |
Gattung: | Weihen (Circus) |
Art: | Reunionweihe |
Wissenschaftlicher Name | |
Circus maillardi | |
Verreaux, 1862 | |
IUCN-Status | |
Endangered (EN)
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Die Reunionweihe (Circus maillardi) zählt innerhalb der Familie der Habichtartigen (Accipitridae) zur Gattung der Weihen (Circus). Im Englischen wird die Reunionweihe reunion harrier, malagasy marsh harrier oder réunion harrier genannt. Dieses Taxon wird von einigen Autoren im weiteren Sinne (sensu-lato) als Unterart von Circus aeruginosus betrachtet. Laut der Roten Liste der IUCN wurde die Art in Circus maillardi und Circus macrosceles gesplittet. Es gibt keine bekannten Unterarten, demnach ist die Art monotypisch.
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
Aussehen und Maße
Die Reunionweihe erreicht eine Gesamtkörperlänge von etwa 50,0 Zentimeter, wobei das Weibchen größer und schwerer ist als das Männchen. Der Kopf und der Rücken des Männchens weisen eine schwärzliche Färbung mit weißen Streifen auf. Die Unterseite, die Flügelunterseiten sowie der Bürzel sind von einer weißen Tönung, während der Schwanz in einer grauen Färbung erscheint. Die Flügel sind grau und schwarz getönt und sind mit einer weißen Spitze besetzt. Das Gefieder des Weibchens sowie der Jugendlichen ist dunkelbraun. Der Bürzel weist eine weiße Tönung auf und der Schwanz ist mit Streifen besetzt. Die Art verhält sich sehr ruhig und außerhalb der Brutzeit hört man sie kaum rufen.
Lebensweise
Laut der Roten Liste der IUCN bewohnt die Art während der Brutzeit indigene und degradierte Wälder, wenn auch selten in hoch gelegenen, dichten Wäldern, meist zwischen 300 und 700 Meter. Die Nahrung findet in den meisten Lebensräumen, vor allem in bewaldeten Habitaten sowie auf kultivierten Zuckerrohr-Feldern und auf Weiden sowie im offenen Grasland und in den Savannen. Die ursprüngliche Nahrung waren wohl Vögel und Insekten. Aber aufgrund eingeführter Säugetiere besteht das Beutespektrum jetzt aus Säugetieren wie Ratten, Mäusen und Tenreks (Tenrecidae).
Die Reunionweihe ist nicht wandernd und bewohnt eine Vielzahl von Lebensräumen, selten zeigt sie sich in städtischen und vorstädtischen Gebieten. Am häufigsten ist die Art in sumpfigen Gebieten anzutreffen. Die Nahrung sucht die Art auf trockenen Berghängen und auf Waldflächen. Die Nistplätze befinden sich in den Wäldern in einer Höhe von etwa 1.200 Metern und möglicherweise auch in Höhen von 1.600 bis 1.800 Metern. Die meisten Brutpaare halten sich aber in Höhen zwischen 300 und 700 Metern auf.
Verbreitung
Die Reunionweihe lebt nur in der Réunion (eine zu Frankreich gehörende Insel im Indischen Ozean) und bewohnt folgende Lebensräume: Subtropische und tropische feuchte Tieflandwälder, subtropische und tropische feuchte Montanwälder, Feuchtgebiete (Inland) wie Süßwassserseen über 8 Hektar, Süßwassersümpfe unter 8 Hektar, supralittorale Zonen mit Brackwassser, Salzlagunen, landwirtschaftliche Nutzflächen und Weidelandschaften.
Ernährung
Die Reunionweihe ernährt sich von kleinen Wirbeltieren, einschließlich Vögel, Insekten, Ratten, Mäuse und Tenreks (Tenrecidae). Sie jagt niedrig über feuchter Vegetaion oder an steilen Hängen über dem Wald und in den Baumkronen. Die Tiere werden in einem niedrigen Suchflug erspäht und erbeutet. Ist ein Beutetier erspäht, so fliegt die Reunionweihe die Beute in einem langsamen Sinkflug an und greift dann blitzschnell zu.
Fortpflanzung
Die Geschlechter leben in monogamer Einehe, die in der Regel nur ein Jahr hält. Der Horst entsteht an geschützter Stelle im dichten Röhricht entlang von Seen und Teichen im Sumpfgebiet. Er wird aus weichen Pflanzenteilen direkt auf dem Boden errichtet. Das Weibchen legt zwischen zwei und sechs Eier, die das Weibchen allein über einen Zeitraum von 34 bis 38 Tagen ausbrütet. Während dieser Zeit wird das Weibchen vom Männchen mit Nahrung versorgt. Bei Gelegeverlust ist ein Nachgelege möglich, jedoch kommt es in der Regel nur zu einer Jahresbrut. Nach etwa 35 Tagen verlassen die Jungvögel das erste mal ihren Horst. Weitere 10 Tage später erreichen sie die Flugfähigkeit.
Bedrohung, Schutz
Laut der Roten Liste der IUCN wird die Art endangered (stark gefährdet) eingestuft, da sie eine extrem kleine Population hat und einen sehr kleinen Bereich. Die Art kommt nur auf Réunion vor. Die aktuelle Schätzung der Population reicht von weniger als 100 Paare auf 125 bis 1.301 oder 130 bis 170 Paaren. Seit 1970 scheint die Population bis in die Gegenwart stabil zu sein und die ansteigen Zahlen sind wahrscheinlich als Folge des Schutzes anzusehen. Demnach ist die Populations-Entwicklung zunehmend. Die meisten geeigenten Lebensräume sind besetzt. Es gibt auch Bereichte über ihre Präsenz auf Madagaskar, den Komoren und Mayotte. Trotz der Schutzgesetze werden Wilderei und Verfolgung (es wird angenommen, dass die Art auch Haushühner erbeutet) dieser Art weiterhin fortgesetzt. Die zunehmende Verstädterung, Straßenbau und Tourismus in den Brutgebieten sind eine Folge für die sehr kleine Population.
Unterhalb von 1.300 Metern haben Anbau und Urbanisierung in allen Bereichen den Urwald beseitigt. Wirbelstürme, schwere Regenfälle und Brände sind weitere Gefahren für den verbleibenden Lebensraum. Auch die exotischen Pflanzen tragen ihr Teil dazu bei. Andere mögliche Gefahren sind die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft, waldbauliche Maßnahmen in einigen Wäldern und menschlicher Jagddruck auf einige Beutetiere der Art wie zum Beispiel größere Vögel und Großer Tenrek (Tenrec ecaudatus). Die Art wird auch im Anhang II der CITES gelistet. Mit einem verstärkten Schutz im Jahre 1974 ist die Zahl leicht angestiegen. Laufende öffentliche Sensibilisierungskampagnen und Erhaltungsmaßnahmen ist das Ziel die Wilderei zu stoppen und die Art zu retten. Ziel der Kampagne ist es auch die verbleibenden Lebensraum zu schützen. Des Weiteren sind weitere ökologische Forschungen erforderlich, um die Auswirkungen der Waldrodungen auf die Population zu ermitteln.
Anhang
Siehe auch
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Vögel (Aves)
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Habichtartige (Accipitridae)
Literatur und Quellen
- Prof. Dr. Dr. H. C. Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben. Band 7-9 Vögel. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München (1993) ISBN 3-423-05970-2
- Gottfried Mauersberger, Wilhelm Meise: Urania Tierreich, 7 Bde., Vögel.Urania, Stuttgart (1995) ISBN 3423032049
- Einhard Bezzel, Roland Prinzinger: Ornithologie, Utb, 1990, ISBN 3800125978
- Hans-Heiner Bergmann: Die Biologie des Vogels. Aula, 1987, ISBN 389104447X