Rotgesichtscharbe
aus Tierdoku, der freien Wissensdatenbank
Rotgesichtscharbe | |
---|---|
Rotgesichtscharbe mit Beute
| |
Systematik | |
Klasse: | ![]() |
Unterklasse: | Neukiefervögel (Neognathae) |
Ordnung: | Ruderfüßer (Pelecaniformes) |
Familie: | Kormorane (Phalacrocoracidae) |
Gattung: | Kormorane (Phalacrocorax) |
Art: | Rotgesichtscharbe |
Wissenschaftlicher Name | |
Phalacrocorax urile | |
(Gmelin, 1789) | |
IUCN-Status | |
Least Concern (LC)
|
Die Rotgesichtscharbe (Phalacrocorax urile) zählt innerhalb der Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae) zur Gattung der Kormorane (Phalacrocorax). Im Englischen wird die Rotgesichtscharbe red-faced cormorant, red-faced shag oder violet shag genannt. Die Art ist monotypisch, Unterarten sind demnach keine bekannt.
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
Aussehen, Maße
Die Rotgesichtscharbe erreicht eine Körperlänge von etwa 76,0 bis 89,0 Zentimeter, eine Flügellänge von etwa 25,0 bis 29,0 Zentimeter, wobei das Weibchen durchschnittlich etwa 5,0 Zentimeter kürzere Flügel aufweist als das Männchen. Die Flügelspannweite beträgt etwa 110,0 bis 122,0 Zentimeter. Das Gewicht der Erwachsenen liegt zwischen 1,5 und 2,3 Kilogramm. Die adulten Vögel weisen eine tiefe grünlich-blaue glänzende Färbung auf. Der Rücken sowie die Seiten sind von einer violeten oder bronzefarbenen Tönung. Im Brutkleide zeigen sich ein doppelter Kamm und weiße Federn an den Flanken, am Hals und im Bereich des Rumpfes. Ferner ist die nackte Gesichtshaut im Bereich der Zügel und im Bereich der Augen hellorange oder rot gefärbt, was dem Vogel seinen Namen verlieh. Obwohl außerhalb der Brutzeit die rote Gesichtshaut weniger intensiv gefärbt ist, so kann man die Art doch gut von der Meerscharbe (Phalacrocorax pelagicus) unterscheiden. Die Beine und Füße bei der Rotgesichtscharbe weisen eine bräunlich-schwarze Färbung auf. Markantes Merkmal ist ihr bis zu fünf Zentimeter langer gelber Schnabel, der über eine hakenförmige Spitze verfügt. Der Hals ist insgesamt lang und ausgesprochen dünn. Zwischen den Zehen hat die Rotgesichtscharbe Schwimmhäute, die sie zu einer hervorragenden Taucherin machen. Schwimmt die Rotgesichtscharbe an der Wasseroberfläche, so sind in der Regel nur ihr Hals und Kopf zu sehen. Der Körper befindet sich knapp unter der Wasseroberfläche.
Lebensweise
Die Rotgesichtscharbe bewohnt den hohen Nordes des Pazifischen Ozeans und der Beringsee. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der östlichen Spitze Hokkaidos in Japan, über die Kurilen-Inseln und über die Südspitze der Halbinsel Kamtschatka und über die Aleuten bis zur Alaska-Halbinsel und bis zum Golf von Alaska. Die Rotgesichtscharbe ist eng mit der Meerscharbe (Phalacrocorax pelagicus) verwandt, die ein ähnliches Spektrum aufweist. Beide nisten in denselben Brutgebieten und können erfolgreiche Bruten aufweisen. Die Zahl ist derzeit steigend, zumindest in den östlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes. Die Schutzgebiete betreffend ist jedoch eine Überprüfung erforderlich, weil relativ wenig bisher über sie bekannt ist. Hauptsächlich ernährt sich die Rotgesichtscharbe von Groppen (Cottidae). Die Erwachsenen haben nur wenige Feinde, obwohl der Nordamerikanische Fischotter (Lontra canadensis) und einige Rabenvögel (Corvidae) verschiedener Arten sowie der Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus) versuchen, die adulten Vögel zu jagen. Möwen (Laridae) und Rabenvögel (Corvidae) erbeuten häufig die Eier und die Küken der Rotgesichtscharbe.
Verbreitung
Laut der Roten Liste der IUCN kommt die Rotgesichtscharbe in folgenden Verbreitungsgebieten vor: Kanada, Japan, Russische Föderation und Vereinigte Staaten von Amerika. Präsent ist die Rotgesichtscharbe in China und in der Provinz von China Taiwan, jedoch ist die Herkunft ungewiss. Zu den Lebensräumen der Rotgesichtscharbe zählen unter anderem pelagische Zonen, intertidale felsige Küsten, supratidale Klippen und felsige Inseln sowie supratidale Süßwasserseen.
Ernährung
Rotgesichtscharben ernähren sich ausschließlich von Fisch, insbesondere Groppen (Cottidae) werden dabei bevorzugt. Längere Fische könnten Rotgesichtscharben nicht fressen, da ein Fisch immer im Ganzen verschlungen wird. Pro Tag brauchen diese großen Vögel etwa 250 bis 300 Gramm an Nahrung. Auf Beutezug gehen sie unter Wasser. Sie sind ausgezeichnete Taucher, die durchschnittlich in Tiefen von zehn Metern jagen. Es wurden aber auch schon Tauchtiefen von deutlich unter 20 Metern registriert. Dabei können sie über eine Minute unter Wasser verbleiben. Die durchschnittliche Tauchzeit liegt bei rund 30 bis 45 Sekunden. Bei ihren Tauchgängen setzen sie ihre kräftigen Füße als Antrieb ein und nutzen ihren Schwanz zum Steuern.
Fortpflanzung
Rotgesichtscharben sind reine Kolonienbrüter, die ihre Nester meist auf Felsvorsprüngen anlegen. In den Kolonien werden auch andere Vogelarten geduldet. Die Nester werden aus Zweigen und anderen pflanzlichen Bestandteilen gebaut und mit Guano stabilisiert. Das Weibchen legt in der Regel zwei bis drei Eier. Die Eier werden über einen Zeitraum von rund 24 Tagen bebrütet. Bei Gelegeverlust sind Nachgelege durchaus die Regel. Als Nesthocker verbleiben die Küken für 47 bis 50 Tage im Nest und werden von den Eltern gefüttert. Die Flugfähigkeit wird zwar mit 60 Tagen erreicht, die Jungvögel verbleiben aber noch einige Wochen bei den Eltern. Die Jugendlichen sind in der Gefiederfärbung brauner. Des Weiteren fehlt den Jungvögeln die weiße Befiederung an Hals und Kehle. Nach der ersten Mauser weisen die Jungvögel das gleiche Gefieder wie die adulten Vögel auf.
Gefährdung und Schutz
Laut der Roten Liste der IUCN gehört die Rotgesichtscharbe heute noch nicht zu den bedrohten Vogelarten. Das globale Verbreitungsgebiet der Populationen erstreckt sich annähernd über 20.000 Quadratkilometer. Die Rotgesichtscharbe ist in weiten Teilen dieses großen Areals meist häufig anzutreffen. Nur in wenigen Regionen kommt die Rotgesichtscharbe selten oder nur spärlich vor. In der Roten Liste der IUCN wird die Rotgesichtscharbe als least concern (nicht gefährdet) geführt.
Anhang
Siehe auch
- Hauptartikel
Vögel (Aves)
Literatur und Quellen
- Prof. Dr. Dr. H. C. Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben. Band 7-9 Vögel. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München (1993) ISBN 3-423-05970-2
- Gottfried Mauersberger, Wilhelm Meise: Urania Tierreich, 7 Bde., Vögel.Urania, Stuttgart (1995) ISBN 3423032049
- Einhard Bezzel, Roland Prinzinger: Ornithologie, Utb, 1990, ISBN 3800125978
- Hans-Heiner Bergmann: Die Biologie des Vogels. Aula, 1987, ISBN 389104447X